Überdruck – Mischnarkoseapparat Roth-Dräger-König

Die Bemühungen der Chirurgen, Operationen bei offenem Brustkorb durchzuführen, veranlassten das Drägerwerk schon 1905 zu entsprechender Weiterentwicklung des „Roth-Dräger“. Das Problem war, dass man die Lunge bei Eröffnung des Thorax während Einatmung und Ausatmung unter Überdruck – also gebläht – halten musste, um ein Kollabieren zu vermeiden. Die von Prof. Sauerbruch dafür erdachte und benutzte Kammer befriedigte nicht, weil sie zu aufwendig und im Operationsbetrieb zu umständlich war. Die Bemühungen um dieses Problem führten im Drägerwerk über eine Reihe immer wieder klinisch getesteter Versuchsapparaturen zum „Überdruck –MischnarkoseapparatRoth-Dräger-König“, der im Jahre 1911 marktreif war. Es war wiederum der bei Dräger schon zum Standardbaustein gewordene Injektor, der das „Überdruckproblem“ befriedigend löste. Er wurde unabhängig vom Narkoseteil über einen separaten Absperrhahn vom Reduzierventil mit Sauerstoff betrieben und saugte eine relativ große, aber regelbare Frischluftmenge an, die über einen separaten Schlauch und eine dichtsitzende Maske der Lunge eingeblasen wurde. Die Höhe des Überdrucks war mit einem federbelasteten Ausatemventil auf der Maske regulierbar. Bei dieser ersten, praxisgerechten Problemlösung musste für die Zeit der Überdruckphase die Zufuhr von Narkosegemisch unterbrochen werden, sicher ein „Handicap“, welches zu weiterem Nachdenken im Drägerwerk zwang und zwar mit Erfolg.


Im Jahre 1912 konnte das Drägerwerk den „Kombinations-Apparat für Mischnarkose, Überdrucknarkose und Wiederbelebung“(30 Jahre als „Dräger-Kombi“ weltbekannt) präsentieren, eine sinnreiche Kombination der drei vorausgegangenen „Roth-Dräger“ – Modelle mit wesentlichen Funktionsverbesserungen.


1935 wurde der Mischnarkoseapparat von 1911 modernisiert. Als wesentliche Verbesserung erhielt er eine neue Überdruckvorrichtung, wieder injektorbetrieben, aber mit einem federbelasteten Atembeutel ausgerüstet und so geschaltet, dass das Narkosegas bei Bedarf, z.B. bei Eröffnung des Thorax, unter Überdruck zugeführt wurde, also für diese Phase nicht mehr abgeschaltet werden musste. Außerdem waren die Druckschwankungen zwischen Ein- und Ausatmungsphase durch diese neue Konstruktion wesentlich geringer als vorher.